24.11.14 Nüdlingen - Seminar Sie fragen - ein Rechtsanwalt antwortet

Das etwas andere Seminar für Ehrenamtliche

Auslaufmodell gemeinnütziger Verein? - Diese Frage bringt ein brisantes Thema ans Tageslicht, welches in vielen Vereinen und Gemeinden offen oder unterschwellig präsent ist. Die Menschen verändern sich und mit ihnen ihre Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren.

 Das Seminar für Ehrenamtliche am 24.11.14 im Haus der Freiwilligen Feuerwehr in Nüdlingen lautete eigentlich „Sie fragen, ein Rechtsanwalt und Praktiker im Vereinsrecht antwortet“. Eingeladen hatten die Servicestelle Bürgerengagement und der Bürgerblock Nüdlingen e.V. 

Zunächst ging es darum typische Fragen aus der Praxis der Vereinsarbeit (Versicherungsschutz etc.) die der Rechtsanwalt Malte Jörg Uffeln souverän und unterhaltsam beantwortete.  Als schließlich ein Teilnehmer das Thema  „Der gemeinnützige Verein, ein Auslaufmodell?“ aufgriff,  wechselte der Referent in seiner Rolle. Denn er ist nicht nur Anwalt, sondern auch Bürgermeister der hessischen Stadt Steinau an der Straße. Sehr deutlich ging er deshalb auf die gesellschaftlichen Veränderungen ein, die sich  besonders auf das ehrenamtliche, bürgerschaftliche Engagement in den Kommunen auswirkt: „Die Menschen gesellen sich heute anders. Sie kommen eher für ein Projekt zusammen und wenn dieser Zweck erfüllt ist, dann gehen sie wieder auseinander“. Als ein Beispiel von vielen nannte er den Trend zu Projektchören. „Ich will doch nur singen, … dass der Verein 1848 gegründet wurde und auf eine lange Tradition zurück blickt, ist mir doch egal.“ Das Engagement ist damit „beliebiger“ geworden. Manche Vereine versuchen diesen Trend zu nutzen, in dem sie ebenfalls offene Projekte („Schnupperangebote“) anbieten, in der Hoffnung sie an sich zu binden.

 Kann aber ein Verein langfristig mit Beliebigkeitsstrukturen funktionieren? Das lässt sich z.B. bei der Feuerwehr und dem Sportverein eindeutig mit einem NEIN beantworten. Für manch andere Vereine wäre es wiederum weniger ein Problem. Auch den Dörfern gelingt es mit vereinsübergreifenden Aktionen oder Veranstaltungen immer wieder auf dieses Potenzial zurückzugreifen. Das „Wir-Gefühl“ ist hier die tragende Motivation auf das man bauen sollte. In Zukunft geht es also mehr um Schnittmengen und Vernetzung zwischen den Vereinen und Organisationen, wie ein Teilnehmer feststellt.

 „Wir befinden uns zurzeit in einer schwierigen Umbruchsituation“ führt der Referent weiter aus. „Tradition ist gut und wichtig. Die Organisationen müssen sich aber anpassen. Sicher brauchen wir Beides, verbindliches und kurzfristiges Engagement. Nicht ein ENTWEDER ODER, sondern ein SOWOHL ALS AUCH!  Deshalb lautet der Auftrag an uns „Bewahren und Vernetzen“!

Nach über zwei kurzweiligen Stunden, endete das Seminar mit der Erkenntnis, dass wir individuelle Lösungen für die Gemeinden nur gemeinsam entwickeln können.